Rechtsreformen 2025: Was neu gilt und worauf Du jetzt achten solltest
Seit Januar 2025 gelten in der Schweiz mehrere neue gesetzliche Regelungen, die sich auf Verfahren, Administration und Unternehmenspraxis auswirken. Die Änderungen betreffen das Zivilprozessrecht, das Mehrwertsteuerrecht, Homeoffice-Vereinbarungen, die Sozialversicherungen und das Konkursrecht. Viele interne Abläufe und Dokumente müssen überarbeitet werden. Hier findest Du die wichtigsten Informationen und Empfehlungen kompakt zusammengefasst.
Effizientere Verfahren dank revidierter ZPO
Die Revision der ZPO stärkt aussergerichtliche Einigungen, reduziert Einstiegshürden und schafft neue Möglichkeiten für digitale Abläufe.
Das gilt seit Januar:
Kostenvorschüsse
Gerichte dürfen maximal 50 % der mutmasslichen Verfahrenskosten als Vorschuss verlangen (Art. 98 ZPO). Das vereinfacht die finanzielle Planung bei Klagen.Schlichtungsverfahren
Diese werden stärker gefördert. Koordiniere Termine frühzeitig, sorge für vollständige Akten und stimme die Kommunikation mit den Parteien gut ab.Videoverhandlungen
Verhandlungen per Videokonferenz sind erlaubt (Art. 141a ZPO). Du kannst Termine ortsunabhängig planen und die Protokollführung effizient organisieren.Berufsgeheimnis für Inhouse-Juristen
Rechtsabteilungen unter der Leitung einer Person mit Anwaltspatent dürfen interne Dokumente zurückhalten (Art. 160a ZPO). Achte bei der Archivierung auf die richtige Kategorisierung.
Neue Regeln für die Mehrwertsteuer auf Plattformen
Plattformen wie Ricardo, Amazon oder Temu gelten neu als steuerpflichtige Leistungserbringer. Das verändert Vertragsinhalte und die Verantwortung bei der MWST-Abrechnung.
Worauf Du achten solltest:
Vertragsprüfung
Stelle sicher, dass Steuerpflicht und Haftung korrekt geregelt sind – etwa bei Händlerverträgen mit Plattformen.Beispiel
Wenn Dein Unternehmen über eine Plattform Waren verkauft, muss neu die Plattform die MWST abführen. Dieser Wechsel muss im Vertrag nachvollziehbar sein.Abrechnungssysteme prüfen
Besprich mit der Buchhaltung, ob die Systemlogik angepasst werden muss.Jährliche MWST-Abrechnung für KMU
Diese neue Option reduziert Aufwand. Kläre mit dem Finanzteam, ob ein Wechsel sinnvoll ist.
👉 fynax.io – MWST-Plattformbesteuerung
Homeoffice im Ausland: 40 % Regel und neue Nachweispflichten
Das neue Bundesgesetz zu Telearbeit schafft eine einheitliche Grundlage für grenzüberschreitendes Homeoffice.
Was sich geändert hat:
40 %-Regel
Bis zu 40 % der Arbeitszeit dürfen im Ausland erbracht werden, ohne dass eine Steuerausscheidung nötig ist.Vertragsanpassung
Überarbeite bestehende Arbeitsverträge oder ergänze sie um Homeoffice-Vereinbarungen mit Angaben zu Arbeitsort und Zeitanteil.Dokumentation
Alle grenzüberschreitenden Regelungen müssen schriftlich dokumentiert und auf Anfrage nachweisbar sein.
👉 VZH – Änderungen für Arbeitgebende 2025
Vorsorge aktualisieren – AHV-21 und Säule 3a
Mit der AHV21-Reform wurde das Rentenalter für Frauen angehoben. Gleichzeitig lassen sich Beiträge in die Säule 3a nun rückwirkend einzahlen.
Konkret bedeutet das:
Das Referenzalter für Frauen steigt bis 2028 stufenweise auf 65 Jahre.
Beiträge in die Säule 3a kannst Du neu bis zu zehn Jahre rückwirkend leisten – zum Beispiel nach einem Erwerbsunterbruch.
Was Du tun kannst:
Aktualisiere Dokumentationen und Informationen für Mitarbeitende oder Klienten. Prüfe bei Austritten, Pensumswechseln oder Lücken in der Erwerbsbiografie die neuen Möglichkeiten.
👉 Swiss Life – AHV- und Vorsorgeänderungen
Handelsregister-Einträge jetzt noch genauer prüfen
Das Bundesgesetz gegen missbräuchliche Konkurse bringt strengere Anforderungen bei der Pflege von Gesellschaftsdaten.
Wichtige Änderungen:
Verkauf aufgelöster Firmen
Der Verkauf von aufgelösten Firmen ist nicht mehr erlaubt. Achte bei Umstrukturierungen und Fusionen auf die Gültigkeit der Registereinträge.Opting-out-Beschlüsse
Diese sind nur noch für künftige Geschäftsjahre zulässig. Statuten müssen präzise und zeitlich korrekt formuliert sein.
👉 KRLaw – Gesetzesänderungen 2025
Die Reformen, die seit Anfang 2025 gelten, bringen an vielen Stellen Klarheit und neue Möglichkeiten, in vielen Bereichen aber auch zusätzlichen Abstimmungsbedarf. Wer die eigenen Prozesse und Vorlagen jetzt systematisch prüft, vermeidet spätere Korrekturen und kann den neuen rechtlichen Rahmen effizient nutzen.
Vielleicht braucht es nicht überall sofortige Anpassungen. Doch ein kritischer Blick lohnt sich, besonders dort, wo Verträge, Dokumentationen oder Fristen eine Rolle spielen.